Gedanken zu einer Ausstellung
Unsere erste Seminarkursfahrt
Woran denkt ihr, wenn euch euer Lehrer sagt: „So meine Lieben wir machen eine Exkursion in ein Museum in Berlin, da es dort eine Ausstellung über „Die Liste der Gottbegnadeten“ gibt!“?
Mein erster Gedanke, als unsere Lehrerin diese Worte sprach, waren: „Super! Das bedeutet für mich dann weniger Unterricht und dazu noch eine gute Note, wenn ich einen kleinen Artikel schreibe.“
Dies ist eine kleine Dokumentation über eine (für mich) nicht nur lehrreiche, sondern auch spannende und faszinierende Exkursion mit dem Seminarkurs der 11ten Klasse „Kunst in der DDR“, der von Frau Nowak geleitet wird. Wir besuchten das Deutsche Historische Museum in Berlin.
Es heißt ja bekanntlich „aller Anfang ist schwer“. In unserem Fall war dieser Spruch wahr gewesen, kaum dass man mit der 5ten Stunde fertig war, hieß es ab zum anderen Ende von Treuenbrietzen zum Bahnhof laufen, in den Zug einsteigen und hoffen, dass wir in Berlin pünktlich anzukommen. Letzten Endes haben wir trotz des Streiks der GDL einen Weg gefunden um pünktlich und vollständig in Berlin anzukommen.
Nachdem wir aus dem letzten überfüllten Zug kamen, ging es gleich zum Museum, in dem wir uns eine Ausstellung ansehen würden mit dem Titel „Die Liste der Gottbegnadeten. Künstler des Nationalsozialismus in der BRD“. Es handelte sich um eine einstündige Führung durch die Ausstellung.
Die Liste hatte 114 Künstler, die alle männlich waren und von Adolf Hitler und Joseph Goebbels als „Gottbegnadete“ bezeichnet wurden, da sie mit ihrer Kunst dem sogenannten „Nationalsozialistischem Weltbild“ entsprachen. Durch diese Betitelung hatten die ausgewählten Künstler nicht nur stets Kunden/Aufträge, sondern mussten auch nicht an die Front. Die Liste wurde jedoch erst im Jahr 1944 von Hitler und Goebbels persönlich erstellt.
Kunst, die jüdische Werte verkörperte oder modern war, wurde als „entartet“ angesehen und daher verboten. Natürlich war damit auch Kunst verboten, die von Juden produziert war. Im Namen der damalig bevorzugten Kunst gab es z.B. Umzüge, also eine große Veranstaltung, bei der die Kunstwerke, die besonders den Idealen entsprachen, durch Berlin getragen und zur Schau gestellt wurden. Geleitet wurde alles von Hermann Kaspar, der auch überprüfte, ob die Ausstellungsstücke „ordnungsgemäß“ seien.
Als kleiner Fakt am Rande sollte erwähnt werden, dass der letzte Umzug 2009 in den USA von einem kleinen Verein veranstaltet wurde, der sich allerdings kurz danach auflöste, da die Mitglieder zu alt waren. Ich für meinen Teil denke nicht, dass man mit solchen Umzügen die Schandtaten, die erst 1945 ein Ende fanden, verherrlichen und unterstützen sollte.
Die Gottbegnadeten Künstler hatten auch nach 1945 noch viele Aufträge, auch wenn ihre Kunst nicht mehr ausgestellt wurde. Einige der Künstler versuchten ihren Stil zu ändern und wurden bis in die 1970er Jahre von Netzwerken, die auch nach dem Krieg weiterbestanden mit Aufträgen versorgt. Ein Beispiel für einen solchen Künstler ist Hans Breker, der Bruder von Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker. Er schuf später in Moskau eine Karl-Marx-Büste sowie ein Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft in Wesel: ein Widerspruch? Heute und auch nach den 1970ern werden die Werke der Künstler eher kritisch betrachtet, da sie einen großen Teil zur NS-Propaganda beitrugen.
Diese Ausstellung interessierte unseren Seminarkurs sehr, da wir so besser nachvollziehen konnten, in welchem Maßstab die Kunst in der DDR auch vom NS geprägt war.
Das Fazit, das ich aus diesem Ausflug ziehe, ist, dass man, egal in welcher Hinsicht, nichts verherrlichen sollte, was mit dem Nationalsozialismus zu tun hat. Die Moral der NS-Zeit sollte nicht toleriert, geschweige denn weitergeführt werden, da es nur Schaden anrichtet.
Anna Nicolai, Jg. 11