Besuch in Jesi
Eindrücke zum Deutsch-Italienischen Schüleraustausch
„Wenn Geschichte nicht nur aus Büchern kommt.“
Eine Woche voller Emotionen erlebte eine Schülergruppe gemeinsam mit ihren Geschichtslehrern Frau Gabor und Herrn Schlegelmilch im italienischen Jesi und diese offenbarte auch Tränen. Zum einen Tränen der Trauer über Verlust und Verbrechen, zum anderen aber auch Tränen der Freundschaft.
Nachdem uns 13 Jugendliche im April letzten Jahres in Treuenbrietzen besucht hatten, stand nun der Gegenbesuch an. Voller Vorfreude begaben wir uns auf unser Interrail-Abenteuer ausgehend von der Lutherstadt Wittenberg nach Ancona.
In Ancona angekommen, wurden wir sehr freundlich von den Gasteltern und den italienischen Jugendlichen empfangen und die Offenheit sowie Herzlichkeit sollte die ganze Woche anhalten. Die Schüchternheit des letzten Jahres wich nun schnell einer wachsenden Vertrautheit.
In den ersten Tagen gewannen wir Einblicke in den Schulalltag des Liceo Classico „Vittorio Emanuele II“ sowie in die mittelalterliche Stadt Jesi. Einen bleibenden Eindruck wird der Empfang des Bürgermeisters, Lorenzo Fiordelmondo, bei uns hinterlassen.
Im Fokus unseres Projektes stand aber vor allem die Auseinandersetzung mit den Folgen des am 23. April 1945 stattfindenden Massakers in der Nähe von Treuenbrietzen. 127 italienische Kriegsgefangene wurden ermordet, 4 Männer überlebten mit viel Glück. Es war die Idee der Enkeltochter, Cecilia Collamati, die Geschichte ihres Großvaters, als eines Überlebenden, in ein pädagogisches Projekt zu verwandeln. Diese Idee haben wir mit unserem Besuch in Jesi mit Leben gefüllt und der Höhepunkt war ein Zusammenkommen mit der ganzen Familie Verdolini. An diesem Abend gab es Tränen der Rührung bei Angehörigen wie auch bei einigen Jugendlichen.
Neben dem persönlichen Bezug informierten sich die Jugendlichen über die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges in Italien. So erfuhren wir während eines Besuches der Stadt Marzabotto von der Bedeutung der Partisanen und vom größten Massaker der deutschen Besatzer in Marzabotto, auch als Massaker am Monte Sole bekannt.
Was bleibt am Ende? Ein Lernen - eben nicht nur aus Büchern – sondern ein Lernen über Menschen, aber auch von Menschen. Somit ist eine Partnerschaft entstanden, die die Jugendlichen, die Eltern und die Lehrkräfte kulturell und menschlich bereichert. Eine Partnerschaft, die wir nicht mehr missen, sondern fortführen wollen. So können die Tränen des Abschieds zu Tränen der Vorfreude werden.